Gegen den Strom

Seit meinem Beitrag vom 13.02., läßt mir mein Satz darin „ich schwimme sooo ungern mit dem Strom“ keine Ruhe. Ich hatte ihn ganz am Schluß eingefügt, wieder rausgelöscht, wieder eingefügt und nach dem Posten habe ich mich mit dem Satz unwohl gefühlt. Immer und immer wieder kam er hoch und hat mich geplagt, iiiirgendwas war faul daran und derletzt hat es dann ‚klick‘ gemacht!!! 🙂 Mir ist aufgefallen, WIE tief das „gegen den Strom schwimmen“ in mir eigentlich ging und daß ich nicht nur gegen den Strom schwamm, sondern gegen das gesamte Leben.

Ich weiß nicht mal mehr, wann genau es anfing, daß ich mich immer mehr und mehr gegen das Leben stellte, aber es nahm in meinen frühen 20ern einen sehr extremen Lauf… Ich hatte schon seit der Teenagerzeit immer mehr Probleme mit dem Mainstream, bis ich beschloß, mich aus diesem völlig auszuklinken und irgendwann ging irgendwie irgendwas schief und ich hab mich aus Versehen (oder doch unbewußt absichtlich? Oder automatisch??) vollkommen aus dem Leben ausgeklinkt… 😦 Das kam nicht erst mit meiner Krankheit, die ist nur das Resultat davon, aber es hat die Einstellung natürlich begünstigt und sich weiter in einen Teufelskreis bzw. einer Abwärtsspirale manifestiert, bis ich, ironischerweise, vom Strom davongespült wurde, einem Strom aus Haß, Wut, Negativität und Ablehnung. Und ich habe die Ebenen vermischt, etwas, das mir die letzte Zeit ebenfalls immer und immer mehr auffällt, auf wie vielen Ebenen sich das Leben abspielt, die wir nicht als solche erkennen, sie zusammenwerfen und daran nur scheitern können, allen voran auf kommunikativer Ebene – wir reden soooo oft auf verschiedenen Ebenen und aneinander vorbei, es ist unglaublich!!! O_o Aber dazu schreib ich vielleicht (hoffentlich!) noch einen eigenen Beitrag, hier geht es jetzt erst mal um die Ebenen der verschiedenen Ströme, in denen wir fließen oder nicht fließen.

Ich hab das jetzt mal folgenderweise aufgedröselt und erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Allgemeingültigkeit, ist nur mein Verständnis, zu dem ich gekommen bin, wie ich die Welt momentan sehe – das kann sich schon morgen wieder ändern! 😉 Wir sind alle EINS, sind alle mit einander verbunden und fließen in diesem Fluß des Lebens, als Menschen, als Lebewesen, als Individuen… DAS ist ein guter Flow!!! 🙂 An den sollten wir IMMER angschlossen bleiben!!! 🙂 Das ist eine Ebene des Stroms (vielleicht sogar die höchste??). Und dann gibt es noch eine andere, tiefere, aber dennoch übergeordnete Ebene, ich nenn sie mal den symbolischen Strom, in dem wir als Kollektiv, als Gesellschaft fließen, den ich als den Strom des Sprichworts „gegen den Strom schwimmen“ interpretiere, an den wir uns wahlweise anschließen oder von abkuppeln können. Als allertiefste Ebene würde ich die praktische bezeichnen, in der wir aktiv agieren und handeln, die eng mit jener übergeordneten, symbolischen Ebene verknüpft ist, die starken Einfluß auf unsere Gedanken hat (noch eine Ebene) und diese Gedanken sich zu unseren Handlungen und Taten formen. Zu diesen Ebenen habe ich mir die letzte Zeit sehr viele Gedanken gemacht und in mein Herz hineingefühlt, ob das überhaupt sinnvoll ist, sich (übergeordnet) dagegen zu stellen, oder ob man sich damit nicht auch automatisch aus dem (aktiven) Fluß des Lebens ausschließt, weil man unweigerlich in den Widerstand zur Realität geht… Und was passiert, wenn man in den Widerstand zur Realität geht? Man wird unglücklich. Man blockiert sich selbst, erzeugt Blockaden im feinstofflichen Körper, die Gefühle fließen nicht mehr richtig oder stagnieren ganz und ziehen einen Rattenschwanz an möglichen Krankheiten mit sich. Man verliert den Anschluß an die (höchste) Ebene des EINSSEINS und macht sich zum Außenseiter, aber nicht im positiven Sinn, daß man seine Individualität dadurch feiert, sondern man wird passiv und zum Opfer und zwar zum Opfer seiner Prinzipien!! Man kann an nichts mehr teilhaben, weil man ja üüüberall einen Einwand findet und dagegen sein muß. Nein, ich unterstütze dieses nicht, ich unterstütze jenes nicht, ich kann nicht hierhin, ich kann nicht dorthin, ich bin gegen alles, allen voran alles was Mainstream ist, pfui, pfui, pfui!!! *facepalm für meine beschränkte Denke all die Jahre*

Erst letzte Woche wurde mir klar, daß es keinesfalls unmöglich ist, an das Leben angedockt zu sein, MIT dem Strom zu schwimmen und TROTZDEM seine Individualität zu leben und jene zu entfalten. Dafür sind wir ja schließlich hier, um, als Kollektiv, individuelle Erfahrungen zu machen und unser Leben auf unsere Weise zu leben und meistern. Ich kann also auch MIT dem Strom an die Quelle kommen und im natürlichen Fluß bleiben, indem ich akzeptiere, daß die Welt so ist, wie sie ist und die Realität als solche anerkenne und, Mainstream hin oder her, ich ändere nichts an jenem, wenn ich ihn komplett ablehne und ignoriere, im Gegenteil. Dann wird er zum Schatten, zum GIGANTISCHEN Schatten, der mich früher oder später erschlägt, wie ich es erfahren durfte. Aaaaaaber ich kann mir aussuchen, wieviel Aufmerksamkeit ich dem Mainstream zukommen lassen und in wieweit ich mich an ihm beteiligen und ihn unterstützten will, oder nicht (und es ist auch wiederum Definitionssache, wo „unterstützen“ und „beteiligen“ anfangen und aufhören, ob ich das bereits tue, wenn ich mich einmal auf etwas einlasse, um es auszuprobieren und die Erfahrung zu testen, oder mich allem komplett verweigere, nur weil es prinzipiell falsch für mich erscheint). Ich muß deswegen keinesfalls zu allem „ja und amen“ sagen und mit allem konform gehen. Aber nur indem ich den Mainstream anerkenne und ihm ein Recht auf seine Existenz zuspreche, kann ich ihn auch aktiv ändern, indem ich mir Schlupflöcher suche, ihn zu meinen Nutzen zurechtbiege und anpasse und damit FÜR mich und das Wohl aller arbeiten lasse (wobei ich selbst noch nicht ganz ausgetüftelt habe, wie das allgemein von Statten geht – ist vielleicht auch gar nicht möglich und nur von Situation zu Situation machbar??).

Poah, ist das verständlich, was ich da geschrieben habe?? 😕 Ich habe das Gefühl, daß ich die Ebenen bei der Erklärung schon wieder vermische… und daß es zu abstrakt rüberkommt… Ich versuche, es allgemein zu halten, damit sich jeder sein Verständnis und seine Methoden selbst daraus zusammenschustern kann. Ich bin auch selbst noch nicht ganz durch, was diesen Prozeß des Begreifens angeht, aber ich habe jetzt gerade endlich mal wieder etwas Zeit zum Schreiben und wollte das wenigstens schon mal hier festhalten!! 😉

Im Grunde versuche ich nur auszudrücken: auf energetischer Ebene ist es kontraproduktiv, gegen etwas zu sein, weil das Problem damit nicht gelöst, sondern eher noch verstärkt wird. Wenn ich, z.B., gegen Konsum bin, halte ich den Konsum nicht auf, indem ich nicht mehr konsumiere. Konsum ist nunmal Teil unserer Gesellschaft, so wenig mir das auch schmecken mag, Konsum wird nicht einfach so verschwinden, solange wir diese (kapitalistische) Marktwirtschaft haben und die wird sich auch nicht einfach so in Luft auflösen oder mit Gewalt vernichten lassen. Und solange ich mich nicht völlig autark versorgen kann, werde ich sterben ohne Konsum, ich brauche Lebensmittel, Kleidung, Wasser, Strom und diverse Alltagsgegenstände, um zu überleben. Aber ich muß nicht jeden Scheiß kaufen, der mir unter die Nase gehalten wird, genausowenig wie ich alles verteufeln muß, was produziert wird. Ich kann intelligent und sinnvoll konsumieren, mit offenen Augen (und offenem Herzen) an die Sache herangehen, mir anschauen, was alles angeboten wird und abschätzen, was ich WIRKLICH brauche und dann gezielt von einem Hersteller kaufen, der fair, umweltfreundlich und biologisch produziert, auf Kinder- und Sklavenarbeit verzichtet, nachwachsende Rohstoffe verwendet, usw. Im Grunde habe ich das ein stückweit auch getan, aber ich habe dabei vergessen, meine innere Einstellung zu ändern, um zurück in den Fluß zu kommen, weil eben nicht Konsum von sich aus schlecht und allgemein verurteilenswert ist, er IST einfach, so wie ALLES einfach nur ist. Aber es liegt an mir, ob ich daraus etwas Positives oder etwas Negatives mache, so wie bei allem anderen auch. Eigentlich so einfach und dennoch hab ich soooo viele Jahre gebraucht, um es zu kapieren!! 😛

So und das passende Lied dazu, das mir parallel zu dem Thema ständig durch den Kopf geistert, ist, man höre und staune, schon 22 Jahre alt und inhaltlich immer noch aktuell. Würde mich normalerweise traurig machen und mich dazu bringen, mir die Dreads zu raufen und zu lamentieren, daß wir „blöden Menschen“ einfach nichts lernen. Aber letzten Endes ist das nur mein veraltetes Glaubenssystem, das sich aus dem „gegen dem Strom“-Stellen gebildet hat und zu „gegen die Realität“ und „gegen das Leben“ wurde und da ich mit dieser Einstellung natürlich nichts lernen konnte, konnte ich auch all die Jahre nicht sehen, wie um mich herum das Lernen von Statten ging. Es findet statt, oooooh ja, es findet sooooowas von statt!!! 🙂

Auf lyrischer/verbaler Ebene stimme ich nach wie vor jedem Wort des Textes zu, aber ich setzte diese Ebene nicht mehr mit den anderen, über- und untergeordneten Ebenen gleich, wie ich das bisher tat – ich akzeptiere die Realität, wie sie ist, und nehme aber zu MEINEN Konditionen an ihr teil, um das zu verändern, was in meiner Macht steht und schwimme MIT dem Strom FÜR gemäßigten Konsum, Individualität, Gerechtigkeit, Gleichheit, Gewaltlosigkeit und Frieden, usw., weil Veränderung nur aus dem Fluß und nicht aus der Stagnation heraus entstehen kann…

Soweit mein momentanes Verständnis!! 😛

Puh… Ich hoffe, mein Text kommt, vor allem durch diese Ebenen-Thematik, nicht zu konfus rüber. Ich glaube, die Ebenen sind nur Ausdruck des Verstands, damit jener das auch begreifen kann, das Herz fühlt m.E. als Gesamtheit, was es mit der ganzen Sache auf sich hat. 😉 Ich habe mittlerweile einen ziemlichen Knoten im Hirn und kann gar nicht mehr beurteilen, ob meine Worte noch irgend einen Sinn ergeben! 😀 Joa und nachdem jetzt sogar schon mein Browser die Schnauze voll zu haben scheint und mitten in der Korrektur einfach abstürzte, belasse ich es dabei mal und klicke auf „Publizieren“, bevor noch irgendwas schief geht und die letzten 3 Stunden umsonst waren!! 😀

Ein Gedanke zu “Gegen den Strom

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