Cleanin‘ Out My Closet

So… Das ist DER Beitrag, vor dem ich von Anfang an Angst hatte… Noch ehe ich den Blog überhaupt gestartet hatte, wußte ich, daß der Tag kommen wird, an dem ich DIESEN Beitrag schreiben MUSS, weil ich sonst nie komplett heilen werde… Ich kann hier noch so viel darüber schreiben, daß ich eine „schwierige Kindheit“ mit meiner Mutter hatte, aber wie „ehrlich&offen“ bin ich, wenn ich die wahre Ursache geheim halte, weil mir diese Geheimhaltung in meiner Kindheit eingetrichtert wurde und, als ich nach 12 Jahren zum ersten Mal einer Freundin davon erzählte, es ein RIESEN-Donnerwetter gab, das sich jedes Mal wiederholte, wenn ich es wagte, dieses Verbot meiner Mutter zu überschreiten („Was in der Familie passiert, bleibt in der Familie“, was für eine beschissene, abgefuckte, zerstörerische, altmodische Drecksansicht. >.<). Aber ich KONNTE es einfach nicht mehr für mich behalten, ich MUSSTE dieses „Geheimnis“ damals mit jemandem teilen, weil ich sonst geplatzt wäre und auch jetzt MUSS ich es publik machen, um wieder nicht zu platzen… Mir zittern die Hände wie noch nie beim Schreiben, ich habe das Gefühl, meiner Mutter damit total in den Rücken zu fallen, aber ich schreibe das nicht, um sie fertigzumachen, über sie herzuziehen, sie zu beschimpfen oder als böse Frau darzustellen – ich LIEBE meine Mutter, so sehr ich sie auch schon gehaßt habe, sie ist die einzige Mutter, die ich habe!! Ich muß das jetzt schreiben, um MICH zu befreien, um für MICH eine Grenze zu ziehen, um MICH ENDLICH VOLL UND GANZ IN DEN MITTELPUNKT MEINES LEBENS STELLEN ZU KÖNNEN!!! Um das Opfer, das ich war und noch immer in mir trage, hinter mir zu lassen, mein verletztes Kind zu heilen und die Schöpferin meines Lebens zu werden, die ich eigentlich sein sollte und sein WILL – ich wurde nicht geboren um mich mein Leben lang nach dem Tod zu sehnen, bis ich mir eine Krankheit manifestierte, die das langsam und qualvoll erledigen wird, GOTTVERFICKTNOCHMAL NEIN!!!! Schlimm genug, daß ich die ersten 32 Jahre meines Lebens bei meiner Mutter schon nur die zweite Geige gespielt habe, denn an erster stand all die Jahre immer nur der verfluchte Alkohol. 😦

Seit Monaten rotiert mein Kopf um diesen Beitrag, in Gedanken habe ich ihn Hunderttausendmal geschrieben, es gibt zahllose Entwürfe, die zu posten ich mich dann nicht traute und jedes Mal wurde eine endlose Lebensgeschichte draus, ich fiel entweder  ins Opfer oder ins pampige Kind und habe meine Mutter teils böse in der Luft zerrissen oder mich selbst, aber das ist alles nicht der Sinn dieses Beitrags, das kann ich auch in anderen noch abhandeln oder sonstwie rauslassen. Eigentlich soll es bei diesem Beitrag weniger um meine Mutter als in erster Linie um mich gehen, meine Befreiung von ihr, das Ziehen einer Grenze, die mir früh ausgetrieben wurde. Und ich will keine endlose Geschichte aus diesem Beitrag machen, ich will ihn wenigstens halbwegs übersichtlich und informativ halten, um all jenen Kindern da draußen, egal welchen Alters zu sagen: Ihr seid nicht allein!! Und egal, was Eure Mutter, Euer Vater oder sonstige Familienmitglieder Euch sagen, während sie auf Alk oder sonstigen zerstörerischen Drogen sind oder unter die kaputte Erziehung ihrer eigenen kaputten Eltern weiterführen: ES IST NICHT EURE SCHULD!!! IHR SEID NICHT FÜR EURE ELTERN VERANTWORTLICH!!! SIE HASSEN NICHT EUCH, NUR SICH SELBST!!! Und egal, wie alt Ihr seid, es gibt Hoffnung, es gibt Hilfe, gebt Euch nicht auf!!! Führt das Sucht- und Selbstzerstörungsmuster nicht weiter, DAFÜR SEID IHR VIEL ZU WERTVOLL!!!

Mein Leben lang habe ich versucht, irgendwie damit klar zu kommen, irgendwie zu verarbeiten, was meine Mutter mir im Suff an Bosheiten (und Gegenständen) an den Kopf geworfen hat, was für ein schlechtes, undankbares Kind ich doch sei und sie mich ins Heim geben sollte, um sich ein besseres, dankbareres zu holen, irgendwie zu verarbeiten, daß meine Mutter mich scheinbar haßte, auch wenn sie mir, im nüchternen Zustand, immer wieder sagte, wie sehr sie mich liebte und mich dann überbehütet und betüddelt hat und ich nie wußte, woran ich bei ihr eigentlich war. Als kleines Kind hatte ich leider noch kein Verständnis für verschiedene Ebenen von Sprache und ich wußte auch nichts von Alkoholismus, ich wußte nur, daß meine Mama immer nur hin und her wechselt zwischen total lieb und total schrecklich und das irgendwas mit mir zu tun haben muß, so oft, wie sie mir sagte, daß ich ein böses Kind sei und mich schämen sollte, was mir natürlich im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut überging und zu einem Leben voller Selbsthaßt, Selbstzerstörung und Scham führte – ich schäme mich noch heute für meine komplette „gescheiterte“ Existenz.

Die allererste Erinnerung meines Lebens, die ich habe, ist wie meine Eltern sich richtig heftig aggressiv und handgreiflich streiten, meine Mutter ihre Tasche packt und geht… da war ich 4 Jahre alt und diese Szene hat sich noch viele, viele, VIELE Male in den darauffolgenden Jahren wiederholt. Da wundere ich mich mein Leben lang, wieso ich kein Vertrauen in das Leben habe, mich nichts auf dieser Welt festhält, wieso ich seit meiner Kindheit suizidal bin, mir wünschte, daß entweder meine Mutter stirbt oder ich und einen „Haß“ auf Mütter habe, die (in den Augen meines verletzten, pampigen Kindes) nicht fähig erscheinen, ihre Kinder zu erziehen… Ich habe mir soooo oft gewünscht, nie geboren zu sein, wieso mußte meine Mutter so verdammt egoistisch sein und ein Kind in diese Welt setzen, nur um es komplett zu zerstören??? Nur, um sich selbst durch mich ausleben zu wollen, ihr verkacktes Leben durch mich nachzuholen/“besser zu machen“, mich in eine Form zu pressen, in die ich nicht paßte und mich damit von mir selbst so dermaßen zu entfremden, daß ich heute noch nicht weiß, was ich eigentlich vom Leben will… außer es ENDLICH beenden… Aber es ist nicht das Leben, das ich hasse, es ist das Leid, der Schmerz, diese verfluchten Qualen, der (Selbst-)Haß, die Minderwertigkeitsgefühle, die Ängste und dieser ganze unnötige SCHEISS, den ich seit meiner Kindheit mit mir rumtrage und der mich immer davon abgehalten hat, jemals wirklich zu leben!!!

40 Jahre und unzähligen, erfolglosen Therapeutengesprächen sowie privaten Studien der Psychologie, spirituellen Suchen nach Gott, Halt und Heilung später habe ich die Antwort auf all meine Probleme dann ENDLICH gefunden… wo sonst, wenn nicht im Internet. Schon 1983 hat Janet G. Woititz das erste Buch zu dem Thema geschrieben, „Adult Children of Alcoholics“ („Erwachsene Kinder von Alkoholikern“, deutscher Titel „Um die Kindheit betrogen: Hoffnung und Heilung für erwachsene Kinder von Suchtkranken„), das auf den Beobachtungen und Studien ihrer Doktorarbeit in den 70ern aufbaute und seitdem immer weiter ausgearbeitet wurde. (Nicht zu vergessen das dazugehörige Thema „Co-Abhängigkeit“, das es im deutschen Bereich der Psychologie kurioserweise nur auf „praktischer Ebene“ gibt und ansonsten zu einer Persönlichkeitsstörung umgemodelt wurde, während im englischen Wiki-Beitrag beides zusammen abgehandelt und direkt Bezug auf die Angehörigen von Suchtranker genommen wird, während die Persönlichkeitsstörung scheinbar wieder was anderes ist… aber so intensiv habe ich mich damit noch nicht befaßt, keine Ahnung…) Es gibt 13 ursprüngliche Charakteristika, die mittlerweile nicht nur auf Kinder von Alkoholikern sondern allgemein Kindern aus „kaputten“ Familien („dysfunctional families“) zutreffen und an jenen zu beobachten sind (und die sich oft durch das ganze Leben ziehen und, im Extremfall, wenn das Kind des Suchtkranken seinerseits suchtkrank wirk, wiederum an die eigenen Kinder weitergegeben werden):

Die 13 Charakteristika Erwachsener Kinder von AlkoholikernQuelle: http://www.drjan.com/13-characteristics-children-growing-up-in-broken-homes.php

„‚Adult Children of Alcoholics‘ wurde ursprünglich nur mit dem Bezug auf Kinder von Alkoholikern geschrieben. Seit der ersten Veröffentlichung haben wir festgestellt, daß das besprochene Material auch auf andere Arten dysfunktionaler Familien zutrifft. Wenn Sie nicht mit Alkoholismus aufgewachsen sind, aber, zum Beispiel, mit anderem Zwangsverhalten wie Spielsucht, Drogensucht oder Eßsucht, oder Sie chronische Krankheiten oder extrem religiöses Verhalten erlebt haben, oder adoptiert wurden, oder in einem Heim oder bei Pflegeeltern aufwuchsen, oder in sonst einem potentiell dysfunktionalen System, könnte es sein, daß Sie sich mit den hier aufgelisteten Charakteristika identifizieren. Es scheint, daß vieles, was für Kinder von Alkoholikern zutrifft auch bei anderen der Fall ist und dies zu verstehen kann helfen, die Isolation zahlloser Personen zu verstehen, die dachten, sie wären „anders“ aufgrund ihrer Lebenserfahrung.“Janet G. Woititz, Ed. DAusschnitt aus „‚Adult Children of Alcoholics – The Expanded Edition“

 

1. Erwachsene Kinder von Alkoholikern raten, was normales Verhalten ist.

2. Erwachsene Kinder von Alkoholikern haben Schwierigkeiten, ein Projekt von Anfang bis Ende durchzuziehen.

 

3. Erwachsene Kinder von Alkoholikern lügen, obwohl sie genausogut die Wahrheit sagen könnten.

 

4. Erwachsene Kinder von Alkoholikern verurteilen sich selbst ohne Gnade.

 

5. Erwachsene Kinder von Alkoholikern haben Probleme, Spaß zu haben.

 

6. Erwachsene Kinder von Alkoholikern nehmen sich selbst sehr ernst.

 

7. Erwachsene Kinder von Alkoholikern haben Probleme mit intimen Beziehungen.

 

8. Erwachsene Kinder von Alkoholikern neigen zu Überreaktionen auf Veränderungen, über die sie keine Kontrolle haben.

 

9. Erwachsene Kinder von Alkoholikern suchen konstant nach Anerkennung und Bestätigung.

 

10. Erwachsene Kinder von Alkoholikern empfinden sich für gewöhnlich als sehr anders verglichen zu anderen Menschen.

 

11. Erwachsene Kinder von Alkoholikern sind entweder extrem für alles verantwortlich oder sind extrem unverantwortlich.

 

12. Erwachsene Kinder von Alkoholikern sind extrem loyal, selbst im Angesicht von Beweisen, daß diese Loyalität unverdient ist.

 

13. Erwachsene Kinder von Alkoholikern sind impulsiv. Sie neigen dazu, sich in einen Ablauf von Aktionen zu bugsieren, ohne ernsthaft über alternative Verhaltensweisen oder mögliche Konsequenzen nachzudenken. Diese Impulsivität führt zu Verwirrung, Selbstverabscheuung und den Kontrollverlust ihres Umfelds. Ferner verbrauchen sie eine exzessive Menge an Energie, um das Schlamassel wieder zu bereinigen.

Diese Entdeckung hat mich wie ein Hammer auf den Kopf getroffen und ich hab Rotz und Wasser vor unendlicher Dankbarkeit geheult. Ich mein, ist ja nicht so, daß ich nicht immer wußte, daß diese Sache mit meiner Mutter die Ursache für meine Kaputtheit ist (und als ich das mit dem HSP erfuhr, habe ich darin auch einen Teil der Ursachen meines „komischen“ Verhaltens gefunden, und, soweit ich mich an das Buch von Parlow erinnere (hab’s nicht zur Hand, hab’s verliehen), schreibt er irgendwo auch, daß die Mischung HSP und das Aufwachsen unter Alkoholismus verheerende Auswirkungen haben können…), aber es in diser gesammelten, kompakten Form auf einen Blick präsentiert zu bekommen, daß da eben SO VIELES mit reinspielte, was ich bisher nie damit in Bezug gebracht habe, sondern einfach dachte, es sei meine kaputte Persönlichkeit… DAS WAR SO UNENDLICH ERLEICHTERND!!! Auf mich treffen alle diese Punkte zu, vom letzten abgesehen, den ich nur im kleinen Rahmen praktiziere, denn ich neige eher dazu, alles an Impulsivität in mir zu töten und jegliche Aktionen zu Tode zu grübeln, bis ich den Mut verliere und mich lieber wieder unter meiner Angst verstecke. Und ist ja nicht so, daß meine Mama nicht auch das Kind eines Alkoholikers ist, mein Opa hat getrunken, mein Onkel hat getrunken, sein Sohn/mein Cousin hat auch getrunken, er ist mittlerweile trocken und kämpft sich seinerseits durch ein Leben voller psychischer Probleme und Depressionen (mein Opa und Onkel sind schon gestorben) und meine Mama ist ebenfalls seit 8 Jahren trocken, hat das ganze aber nie verarbeitet. Sie wird von einem fürchterlichen schrecklichen Gewissen gequält und hält verbissen daran fest, daß sie an meinem verkorksten Leben „Schuld“ ist und egal, wie oft ich ihr sage, daß ich ihr das verziehen habe (und ja, trotz aller Wut, die immer wieder noch aus den Schatten hochkommt, habe ich ihr das, seit sie trocken ist, vergeben können), sie zermürbt sich und will einfach nur vergessen… Das Universum kommt diesem Wunsch natürlich nach und schickt ihr die Demenz, die seit ca. drei Jahren Einzug in ihr Gehirn hält und verdammt nochmal, ich habe meine ganze Kindheit damit verbracht, sie zu pflegen und auf sie aufzupassen, ich habe keine Lust, mich die nächsten Jahre auch wieder um sie zu kümmern, zumal ich mit meiner eigenen Krankheit mehr als genug am Hals habe bei der Suche nach Heilung… *nicht weiß, wo das alles noch enden wird* Ich wurde nich geboren, um mich „mein Leben lang“ um meine Mutter zu kümmern…

Ich habe mir also im Juni obiges Buch gekauft und arbeite es häppchenweise durch, kann nie mehr als wenige Seiten auf einmal lesen, da es BRUTAL triggert und Erinnerungen hoch bringt, die ich meinerseits vergessen wollte und verdrängte habe (quasi meine komplette Kindheit im Ausland, meine Erinnerungen fangen erst mit 12, 13 rum an, als ich zurück nach Deutschland kam, Freundinnen fand und wenigstens stellenweise ein Leben für mich aufbauen konnte statt der Wachhund und die Pflegerin meiner Mutter zu sein, meine Oma hat sich dann um meine Mutter gekümmert, bis wiederum bei meiner Oma das „große Vergessen“ aka die Demenz anfing und wir uns dann um sie haben kümmern müssen… ich will das mit meiner Mutter keinesfalls nochmal durchmachen, ich weiß momentan nicht, wo ich die Kraft dafür hernehmen soll…). Für meine Mutter war und ist es nach wie vor eine schamvolle Schande, daß sie dieser Sucht ausgeliefert war, über die sie nicht redet und es auch noch immer nicht gerne sieht, wenn ich es tue, auch wenn sie mittlerweile in ihrem Freundeskreis mehr als genug Leute kennt, die ihrerseits alkoholsüchtig waren und es in der heutigen Zeit, in der eigentlich fast jeder nach irgendwas süchtig ist und schon Jungendliche teils schwere Alkoholprobleme haben, kein wirkliches Tabu-Thema mehr ist – ich habe noch nie eine Person kennengelernt, egal ob beruflich oder privat, die nicht mindestens einen Süchtigen in der Familie hat und ich habe auch in meinem Freundeskreis fast nur Menschen, die mit einem Alkoholiker als Elternteil aufwuchsen und ferner selbst Alkohol- und/oder Drogenprobleme hatten oder haben. Ich selbst habe nur ca. 14 Jahre in meinem Leben Alkohol getrunken und, zum Glück, meine Sucht auf mein Verhalten weniger beeinflussende Stoffe wie Nikotin, Koffein und Cannabis verlagern können (und natürlich Zucker, auch wenn der aus meinem Leben mittlerweile zwangsweise wieder verschwinden mußte), und Letzteres hat mir, nach anfänglichen Schwierigkeiten, mehr als genug geholfen hat, mich NICHT umzubringen, vor allem in den letzten Jahren seit mein Darm krank ist – es hilft auch, die Schmerzen zu ertragen. Mit diesen Süchten, die mir früher starkes Kopfzerbrechen bereiteten, habe ich mich in den letzten Jahren mittlerweile abgefunden und weiß, ich werde diese Krücken eines Tages loswerden, wenn ich die allerschlimmste meiner Süchte endlich gemeistert habe: die Selbstzerstörung.

So, es ist draußen. Ich werde das jetzt posten, obwohl ich es nur ca. 12x Korrekturgelesen habe und nicht, wie sonst, ca. 50x, weil ich ENDLICH kapiert habe, daß ich NICHT PERFEKT SEIN MUSS!!! Ich werde auch als der kaputte Mensch, der ich bin geliebt und wenn andere das können, kann ich es auch. 🙂 (DANKE, lieber S., daß Du mir die letzten Monate dabei geholfen hast, ohne Dich hätte ich das alles nicht durchgestanden!!! Du bist ein Engel!!! ❤ 🙂 ) Egal, wie sehr mich jemand von Euch Lesern für mögliche Rechtschreib-, Grammatik- oder inhaltliche Fehler oder wirre Zusammenhänge verurteilen mag, ich will es nicht mehr, zumal es von Euch eh die wenigstens auch nur annähernd so jucken wird, was ich für Fehler mache, wie es mich selbst immer juckt – Punkt 4. 😉 Ferner gehört es dazu, daß ich mir immer einen endlosen Kopf über die Reaktionen anderer mache, daß ich niemanden mit meinen Worten verletzen oder triggern will und mich daher nicht traue, das anzusprechen, was ich eigentlich sagen will und, wenn ich es dann zu oft unterdrücke, irgendwann meinem Gegenüber ganz böse ins Gesicht explodiere. Ich habe auch nie gelernt, wie man agiert, ich weiß nur, wie man REagiert (-> Punkt 14 auf dieser Liste), was zu viel passiv-aggressivem Verhalten von meiner Seite aus geführt hat… Und das ist dieser Beitrag für mich, eine AKTION, ein wichtiger Schritt auf diesem Weg in meine psychische Unabhängigkeit von meiner Mutter…

Eins noch: Am aller dankbarsten bin ich jedoch für einen Punkt, den ich woanders aufgeschnappt habe, den ein anderes ACoA dazu gepackt hat, der mit der Suche nach Anerkennung in Punkt 9 zusammenhängt und dem Helfersyndrom, aber auch bißchen mit Punkt 12, der Loyalität (kaputten Menschen gegenüber, die man doch so gerne retten will) nämlich dem Verlangen, alles und jeden, kurz „die Welt“ retten zu wollen/müssen, wie ich immer dachte, es tun zu müssen, was ich mir vor über 20 Jahren zum Lebensziel machte, ohne zu merken, daß ich daran nur scheitern kann und es die Ausgeburt der Selbstzerstörung ist. Nein, ich bin NIEMANDEM was schuldig, nur mir selbst und das will ich endlich, ENDLICH, aus den tiefsten meines Herzens angehen!!! Und ja, ich will und werde dennoch meine Erkenntnisse hier weiter mit „der Welt“ teilen, damit auch andere auf den Selbstheilungszug mit aufspringen können, aber ich werde mich nicht mehr unter den Druck der Perfektion setzen, der dazu führte, daß eben so vieles hier NICHT perfekt wurde, wie ich das ursprünglich im Sinn hatte… Na und, dann ist das halt ein chaotischer Blog, der in viele verschiedene Richtungen geht, teils leere Versprechungen enthält, Dinge ankündigt, die nicht eintreffen, voller Begeisterung Tausend Themen anfängt und nicht beendet oder erst drei Jahre später zu Ende bringt… fuck it, so bin ich halt und das ist okay. 🙂

Die zwei Channel bei youtube, die mir dazu am meisten helfen (beide Englisch):

Lisa A. Romano – Durch sie bin ich auf das Thema gekommen!!

Family Tree Counseling

Diese, etwas andere Aufzählung als die obige von Woitiz, fand ich auch noch sehr hilfreich. Die Seite bietet weitere multilanguale Links an, leider nicht die 25 Fragen, die ich auch extrem aufschlußreich fand – kann alle mit „ja“ beantworten, bis auf die Nr. 7, bin Einzelkind.

8 Gedanken zu “Cleanin‘ Out My Closet

  1. Liebe Anja,

    Ein ganz wunderbarer, mutiger und selbstreflektierender Beitrag. Danke, dass ich ihn lesen durfte.
    Deinen nächsten Beitrag musst du nur noch 3 mal Korrekturlesen – je weniger, desto lebendiger und flexibler wird dein verschwurbeltes Köpfchen für die nächsten Beiträge – und auf diese freue ich mich schon jetzt!!! 🙂
    Alles liebe und gute dir – ich drück dich!
    Julia

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    • Hallo liebe Julia,

      vielen Dank für Deine ermutigenden Worte!! 🙂 Mir haben den Tag die Hände nicht mehr aufgehört zu zittern, aber aus dem anfänglichen mulmigen Angstgefühl wurde nach und nach immer mehr freudige Erregung, daß ich diesen Schritt ENDLICH gewagt habe. Am Donnerstag bin ich dann wieder in die Zweifel gefallen und hätte am liebsten alles wieder gelöscht, aber dadurch konnte ich tief in meine Zweifel hineingehen und mich mit ihnen wieder ein Stückchen mehr aussöhnen. 🙂

      Ja, ich hoffe auch, daß das übertriebene, zwanghafte Korrekturlesen noch weniger wird – ich würde so gerne einfach nur frei von der Leber weg schreiben, was mir in den Kopf kommt, ohne diesen inneren Zensor und die ständige Angst, daß ich mit meinen Worten jemanden verletzten, beleidigen, triggern, zur Weißtglut reizen oder sonstwas könnte oder einfach nur mißverstanden werde, daß ich einfach mal aufhören kann, mir den Kopf über andere zu zerbrechen, wie die auf mich/meine Worte reagieren – das obliegt nicht meiner Kontrolle und ist auch nicht meine Aufgabe, das muß ich mir immer und immer wieder bewußt machen. Zumal es ja, so oder so, trotzdem oft genug passiert, egal wie sehr ich darauf achte. 😕

      Immerhin ist mir diese Angst durch die ganze Geschichte endlich mal in ihrer Vollkommenheit aufgefallen, das ist eine der stärksten und am tiefsitzendsten Ängste, die ich habe. In Gesellschaft ist mein ganzes Verhalten unbewußt darauf ausgerichtet, wie andere auf mich reagieren, ich fühle mich ständig beobachtet und unter Zwang, mich „richtig“ zu verhalten, selbst wenn ich nur mal eben Lebensmittel einkaufen gehe – die ganze Welt hat nix Besseres zu tun, als immer nur um mich zu rotieren, gell!? 😀 *facepalm* Das Schlimmste daran ist, daß ich das sogar tue, wenn ich alleine bin, auch wenn das mittlerweile nicht mehr so extrem ist wie früher mal (in der Hinsicht hat meine Schattenarbeit und Selbstannahme doch schon einiges an Erfolg gebracht), aber jedes Mal, wenn ich albern bin oder ’nen dummen Witz mache, kommt so’n tadelndes Stimmchen in meinen Kopf und will mich und mein Verhalten maßregeln. Das kann’s ja wohl net sein. *den Kopf schüttel und tadelnd den Tadel anguck* 😉

      Ansonsten bin ich selbst sehr gespannt, was mein verschwurbeltes Köpfchen hier noch alles so ausspucken wird… 😀

      Danke, Dir auch alles Liebe, noch ’nen wunderschönen Montag und ich drück Dich zurück,
      Anja

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      • Hihi – tadelnd den Tadel angucken – sehr schön 😉
        Aber ist es nicht so:
        Wenn man irgendetwas Schwieriges vor sich hat oder denkt, man schafft das nicht – dann stelle ich mir eine imaginäre Hängematte vor, in die ich mich fallen lasse – voll Vertrauen, dass es irgendwie weitergeht und ich mich mir selbst überlasse. Dieses Vertrauen hilft mir, einfach weitergehen zu können – auch wenn es gerade nicht so ist, wie ich es möchte. Aushalten gehört auch dazu – den Zustand aushalten und akzeptieren. Denn wenn ich mich über meine eigenen Gedanken aufrege, dann wir es ja nur noch schlimmer. Gedanken aushalten, akzeptieren – ihnen einen „Guten Tag“ wünschen und abwarten was passiert.
        Das ist glaube ich das Rezept, um weiterzukommen.

        Also – du schaffst das – gell? 🙂 Bzw. wir schaffen das – mein Tag gestern war mies – aber nach einer guten Nacht relativiert sich alles wieder.

        Alles Gute Dir,
        Julia

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        • Yup, so wie Du es beschreibst, ist das die ideale Vorgehensweise. *Daumen nach oben geb* Da ich aber die Königin des Widerstands bin und mich immer erst in die Hängematte fallen lassen kann, wenn ich mich/mein Ego/pampiges Kind/die Tausend Stimmchen im Kopf halb zu Tode gekämpft habe und mir die Hängematte damit erst „verdienen muß“, muß ich immer erst ’nen RIESEN Kriegstanzgalama hinlegen, bis ich zurück an den Punkt komme an dem mir wieder einfällt, daß ich doch „einfach nur“ hätte annehmen und akzeptieren müssen und spätestens dann löst sich der Widerstand endlich auf. *Augen verdreh* 😉

          Ich bin noch am Lernen, daß ich diesen Kampf mit mir selbst eigentlich nicht brauche, aber momentan ist es bei vielen Dingen noch der einzige Weg, den ich kenne und die halbe Miete war das Erkennen dieses Musters – ich lasse es ja inzw. schon zu, was das ganze Trara etwas abkürzt, auch wenn es mir immer noch viel zu anstrengend ist, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. 😉 Ich bin an soooo vielen Fronten dran, psychisch und physisch, und neige dazu, mich selbst zu streng anzutreiben, was dann auch immer wieder zu Streitereien mit mir selbst führen kann… Was soll’s… *mit Schultern zuck* 😉

          (Ur-)Vertrauen ist ebenfalls etwas, das ich seit 2014 am Erlernen bin, Vertrauen in Gott, in mich und meine Göttlichkeit und daß alles, was war, ist und sein wird okay ist und so sein darf, wie es war, ist und sein wird… Erkenntnisse sind das eine, aber sie auf Kopf-Ebene zu haben oder aber tief im Herzen zu spüren, verankern und zu leben/umzusetzen ist dann wieder ein ganz anderes Paar Schuhe… 😛 Ich muß manche Erkenntnisse viele, viele Male auf jeglichen Ebenen durchlaufen, bis es endlich mein Herz erreicht und hängenbleibt/für mich umsetzbar und lebbar wird.

          Und na klar, wir schaffen das auf jeden Fall!! 🙂 Ist ja auch nicht so, daß diese miesen Tage nicht ihren Grund haben und uns was mitteilen wollen. Ich hoffe, Du konntest die gestrige Botschaft entschlüsseln!! 🙂 Und wenn nicht, auch egal, der nächste miese Tag mit neuer Chance kommt früher oder später, aber garantiert!! 😛 😀

          Drückerles,
          Anja

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  2. Hey danke für deinen Beitrag, musste gut weinen, konnte mal wieder nicht schlafen und bin total am ende. aber aufgeben gibts nich‘ ! ich will dahin kommen wo andere sind und es für normal halten . dann werd ich mein Paradies auf erden gefunden haben und kann von da andren abgeben . aber jetzt geht’s erst mal um mich . du bist sehr lieb dass du das alles so offen schreibst . das hat mich umgehauen . ich bin 23 und hab bisher alles in meinem leben verpackt . dabei fing alles richtig gut an . 0,9er schnitt in der schule daneben zich ehrenamtliche betätigungen (sorry ich muss das grad schreiben um mir das selbst vor Augen zu führen ) weil eigentlich fühl ich mir nur noch wie n stück scheiße . aber ich denk so hat das wohl mit der sucht bei jedem angefangen . und die Abbiegung will ich nich nehmen .

    dank menschen wie dir gelingt mir das bisher auch gut . ich glaube soglangsam bin ich bereit für eine Therapie .

    jaajaa ich kann mir schon vorstellen wie das für einen aussenstehenden klingt wenn ich das hier so schreibe . aber ich glaub du verstehst wovon ich rede .

    viele gute Gedanken an alle die an dem Thema hängen geblieben sind . auf dass ihr bald losrutschen könnt

    manchmal denke ich dass ich gottes Geschenk für meine mutter bin
    aber nur dann wenn ich sie als mensch und nicht als kranken betrachte
    und das fällt mir halt noch sehr schwer . holy shit, ich heul schon wieder

    danke für deinen Beitrag , du hast heut einiges in mir losgetreten . liebe grüße , m

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    • Hallo liebe/r (?) M,

      vielen Dank auch Dir für Deinen Kommentar und freut mich, wenn ich Dir weiterhelfen konnte. 🙂

      Du, ich kann das zwar voll verstehen, wenn Du sagst, Du willst „dahin wo andere sind und es für normal halten“, aber ich glaub, das kannst Du getrost in die Tonne treten – gehe dahin, wo DU es für normal hältst und DU Dich wohlfühlst, ansonsten wird das ein endloses Rennen, das Du nur verlieren kannst. Ich habe es immer versucht, anderen mit deren „Normalität“ zu gefallen (bzw. was ich halt dafür hielt, ich weiß immer noch nicht, was „normal“ sein soll, imho gibt’s kein „normal“… *mit Schultern zuck*), in der Hoffnung, daß ich dann auch mir selbst gefallen kann und habe doch jedes zweite Mal versagt, weil jeder was anderes für normal hält. Sicherlich habe ich noch so meine Probleme der breiten Masse gegenüber zu mir zu stehen, aber ich komme immer mehr damit klar, daß ich halt ICH und, in deren Sicht, scheinbar bissle „unnormal“ bin und das ist okay so – nicht mein Problem, wenn andere damit nicht klarkommen, das müssen die mit sich klären, diese Grenze lerne ich immer mehr zu ziehen. Aber laß Dich bitte jetzt hier von mir weder verunsichern noch Dir irgendwas ein- oder ausreden, okay? 😉 Ich hab noch sooo viele Baustellen und mein pampiges Kind ist in manchen Dingen sehr verbittert, bockig und stur… Mach Deine eigenen Erfahrungen, Du wirst Deinen Weg für Dich schon finden, da habe ich volles Vertrauen in Dich!! 🙂 Und ich wünsche Dir, von Herzen, ganz viel Erfolg dabei, daß Du den Ort findest, an dem Du einfach nur DU und damit glücklich sein kannst!! 🙂

      Jaja, die Außenstehenden… Vor denen mach ich mir auch ständig in die Hosen und ärger mich dann, daß ich ihnen sooo viel Macht über mich gebe… Wer sind die denn schon?? Alles nur selbst pampige, verletzte und traumatisierte Kinder… Sollen die doch denken, was sie wollen, ist ihr gutes Recht und unseres auch.

      Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, daß Du eine bessere Abbiegung als Sucht findest!! Ja, das wie’n Stück Scheiße fühlen hat da bei mir auch ganz stark reingespielt. Als ich mit dem Rauchen, Trinken und später Kiffen anfing, dachte ich, das würde mich irgendwie aufwerten, cooler, beliebter und lockerer machen, aber eigentlich hat es mir nur unzählige Probleme mehr bereitet, vor allem das Kiffen, das mir Welten offenbarte, für die ich damals weder reif noch bereit war, das hat mich erst mal massiv überfordert und meine Depressionen etliche Jahre lang vervielfacht. Aber wenigstens die meiste Zeit vom Trinken abgehalten, das war mir das allerwichtigste, daß ich bloß NIEMALS süchtig nach diesem DRECKSAlkohol werde. Und inzw. kann ich auch akzeptieren, daß dieser Weg, in den ich gepreßt wurde, Schule, Studium und klassischer „nine to five“-Job einfach nicht mein Weg ist – Deiner vielleicht auch nicht? Ergo isses klar, wenn wir da „verkacken“, egal, wie gut es mal anfing: Ich war bis zur 6. Klasse die totale „Streberin“ und 1er-Schülerin, ganz wie meine Mutter sich das vorstellte und so stolz auf mich sein konnte. Ab der 7. und vor allem der 8. Klasse ging’s dann nur noch „bergab“ und ich wurde zur „Schande“, für die meine Mutter sich leider fürchterlich schämte (vor allem, als ich in der 9. Klasse sitzenblieb, oh Goooott, was sollen nur die Nachbarn sagen… >.<), was dann erst im Studium wieder besser wurde, weil mich die Themen mehr interessieren als der nutzlose Schulrotz – mein Magisterzeugnis ist trotzdem notentechnisch nicht das Beste, aber Scheiß drauf, das sagt sowieso nichts über mich und meine Fähigkeiten aus, die soooo viel breiter gefächert sind. 😉 Letzten Endes ist das ALLES nicht meine Welt, aber ich war leider immer zu ängstlich und verunsichert, um schon damals auszubrechen und hab es durchgezogen, weil ich dachte, daß es das Richtige ist und meine Mama dann auf mich stolz sein kann. Aber ich lebe nicht, um irgendwen auf mich stolz zu machen, außer vllt. mich selbst und, an einem heimlichen Ort, an dem NIEMAND Zugang hat, bin ich VERDAMMT stolz auf mich und meinen Weg, denn letzten Endes habe ich durch ihn zu MIR gefunden!! 🙂 Und das kann mir NIEMAND jemals mehr nehmen und ist SOVIEL mehr wert, als jedes Zeugnis, jeder Titel, Job oder sonstiger abstrakter "Status" auf dieser Welt!!

      Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute für Deinen weiteren Weg, daß Du Dich mit Dir selbst und Deiner Mama aussöhnen kannst!! Wenn Du sie Dir nur schwer als Menschen vorstellen kannst, versuch mal, sie als kleines Kind in ihrer Kindheit zu sehen, wie sie (verzweifelt) versucht hat, es ihren Eltern/anderen recht zu machen und daran scheiterte, kaputtging und krank wurde – aber Vorsicht, das kann bös reinhauen, das Mitgefühl, das bei mir für meine Mama plötzlich aufkam, hat heftig weh getan, ich hab auch endlos geheult dabei, aber es hat gut getan, daß das alles endlich mal raus kam. Das gleiche habe ich dann mit meinen Großeltern auch getan und immer mehr Verständnis für alle aufbringen können und wieso so viele falsche Muster über Jahre weitergegeben wurden… Da bin ich auch noch lange nicht durch und werde auch noch eine ganze Weile dran zu kauen haben…

      Ganz viele liebe Grüße,
      Anja

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  4. Liebe Anja, danke, dass du dich traust, dich so offen zu zeigen. Ich kann es nachvollziehen, wie du dich gefühlt haben musst. Und was ich vor allem kenne, ist dieses Gefühl des schlechten Gewissens, dass du so gerne die Wahrheit sagen würdest, aber dich nichts traust, weil du deine Familie nicht verletzen oder bloßstellen willst. Ich danke dir von Herzen für deinen Mut ❤️

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