Schattenarbeit – Pink

Ich habe mir wochenlang den Kopf zerbrochen, wie ich den Inhalt dieses Beitrags abhandeln soll und auch keinen passenden Titel gefunden, also schrieb ich einfach mal drauflos und das kam dabei raus. Ich nenne ihn jetzt einfach  „Pink“, da diese Farbe inzwischen in meinem Leben so eine große Rolle spielt und mir nach wie vor kein gescheiter Titel einfällt – „Sexueller Mißbrauch“ (bzw. „Sexuelle Belästigung“) will ich ihn nicht nennen, auch wenn es genau darum geht, aber ich kann diese Bezeichnung nicht ausstehen und will sie einfach nicht als Titel.

Ich weiß noch, daß ich als kleines Mädle eine Phase hatte, wo ich einen rosafarbenen Filzstift hatte, den ich über alles liebte und immer wieder ganz viele Herzchens damit malte. Das hörte irgendwann auf und dann weiß ich nur noch, daß ich in meiner Pubertät die Farbe irgendwann abgrundtief zu hassen anfing (Herzchens ebenfalls) und, als ich vor ein paar Jahren von „Pinkstinks“ hörte, fand ich das ’ne suuuuper Sache!! Ich fand es total schrecklich, wenn man kleine Mädchen „pinkifizierte“ und in geschlechtstypische Rollen stopfte, am besten zu hohlköpfigen, überschminkten Tussis heranzüchtete… mir kam da immer die Simpsons-Folge in den Sinn, in der die Simpsons-Barbie-Version „Malibu Stacy“ sprechen kann, „Fragt mich nicht, ich bin nur ein Mädchen, tihihi-hihi“, wuaaaaaaaaaaaaaaah, scheußlich!!!! >.< Kurz gesagt, ich hab, im Laufe der Zeit, eine extrem verachtende Einstellung Frauen (vor allem sehr weiblichen) gegenüber entwickelt, obwohl ich selbst ’ne Frau bin…

Ich war lange Zeit sehr stolz drauf, keine „typische Frau“ zu sein, z.B. Schuhe(kaufen) absolut schrecklich finde und lieber stuuundenlang im Baumarkt abhänge. Ich kann mir meine Möbel selbst zusammenbauen oder Regale an die Wand schrauben, hab schon als Kind stundenlang mit meinem Opa im Keller abgehangen und gerne mit Werkzeugen gespielt, auch mit (ferngesteuerten) Autos und Carrera-Rennbahnen (aber auch mit Puppen und Barbies, so isses net) und hab mich, je älter ich wurde, im Kreis von Jungs und Männern meistens  wohler gefühlt (solange sie mir nicht auf die Pelle rückten), als unter Frauen, wo ich mir fehl am Platz vorkam. Pink war meine absolute Haßfarbe und ich habe mich viele Jahre lang über „Tussis“ lustig gemacht und sie geringschätzt, um mich selbst zu behaupten, weil ich mich, tief in mir drinnen, neben ihnen minderwertig, dick und häßlich, trampelig und männlich fühlte und neidisch war, daß sie ihre Weiblichkeit so offen leben und zur Schau stellen konnten (wobei ich geflissentlich übersah, daß es bei einigen auch nur Fassade oder Schutz war, so (teils sehr aggressiv) weiblich aufzutreten und sie innerlich auch nur kaputt waren). Das war mir damals alles jedoch nicht bewußt, auch nicht, wie extrem ich die Frau in mir selbst haßte und als mir das klar wurde, habe ich mich erst mal mächtig geschämt, meinen Geschlechtsgenossinnen gegenüber so miese Gedanken gehabt zu haben.

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